Bio aus der Region - ein Gewinn für Landwirt, Verbraucher und Natur
Wird vor allem der erste Teil dieses Zitates von Oliver Hassencamp (dt. Schriftsteller) gerne im übertragenen Sinne angebracht, so spiegelt es in seiner Gänze auch die aktuelle Situation in Bezug auf unsere Lebensmittel wieder. Nahrungsmittelskandale, ungesunde Ernährungsweisen mit allen negativen Folgen für unser Gesundheitssystem oder eine enorme CO₂-Belastung durch weite Transportwege sind nur einige Beispiele, die jeder Verbraucher durch sein Konsumverhalten und seinen ganz persönlichen Lebensstil beeinflussen kann.
Die Bewohner des ländlichen Raumes haben die weitaus besseren Voraussetzungen für eine gesunde und nachhaltige Lebensweise – auch das beschreibt das Zitat. Ein kleiner Gemüsegarten, Kartoffeln und Eier vom Landwirt nebenan und eine Natur, die uns Lebensfreude verschafft. Die Bewusstseinsbildung für regional erzeugte und saisonal verfügbare Lebensmittel ist fortgeschritten, diese auch noch ökologisch erzeugt, setzen dem Ganzen die Krone auf. Die Erzeugergemeinschaft Öko-Rinder aus dem Steinwald w.V. hat hierzu ein Angebot an Produkten – für eine intakte Natur, für unsere Gesundheit und die Stärkung regionaler Kreisläufe.
Was ist dran an Bio?
Häufig aufkommende Fragen beantwortet Frau Elisabeth Waldeck, Diplom-Agraringenieurin (FH), Bio-Kontrolleurin und Managerin der Öko-Modellregion
Bio - das kann doch jeder auf die Packung schreiben, oder?
Nein, auf gar keinen Fall. Hinweise wie „bio“ und „öko“ sind für Lebensmittel durch die EU-Öko-Verordnung geschützt und dürfen nur verwendet werden, wenn für das Lebensmittel alle gültigen Rechtsvorschriften der Europäischen Union eingehalten werden. Die Einhaltung wird mindestens einmal jährlich auch durch eine lückenlose Kontrolle entlang der Wertschöpfungskette kontrolliert.
Was macht nun der Bio-Landwirt konkret anders als seine konventionellen Kollegen?
Viele Dinge sind bekannt, wie z.B. Verzicht auf chemisch-synthetische Dünge- und Pflanzenschutzmittel, Gentechnikfreiheit, großzügige Mindeststallflächen für die Tiere und Zugang zu Auslauf oder Weide. Das heißt dann auch für den Bio-Landwirt, dass er sich mehr mit natürlichen Kreisläufen auseinandersetzen muss. Im Bio-Ackerbau kann man nicht jahrelang hintereinander nur Getreide anbauen. So würden sich Krankheiten, Schädlinge und Unkräuter stark vermehren, schließlich kann man als Bio-Landwirt dagegen nicht so einfach vorgehen. Deshalb braucht es auch Kleegras und andere Leguminosen zur Auflockerung der Fruchtfolge und weil diese durch die Symbiose mit Knöllchenbakterien Luftstickstoff pflanzenverfügbar machen können.
In der Bio-Tierhaltung sind Futter vorwiegend aus dem eigenen Betrieb und flächengebundene Tierhaltung vorgeschrieben. Daraus ergibt sich ein Kreislauf: es können nur so viele Tiere gehalten werden, wie die Fläche Futter produziert und was die Fläche an Wirtschaftsdüngern aufnehmen darf. Häufig wird im Sommer Weidegang oder Grünfütterung angeboten, Kälber erhalten Vollmilch, denn künstliche Milchaustauscher sind verboten und Leistungsförderer sind verboten. Generell dienen alle haltungs- und fütterungsbedingten Vorschriften auch der Gesunderhaltung der Bio-Tiere. Im Ökolandbau herrscht der Grundsatz „vorbeugen anstatt heilen“ und nur wenn sich Tiere wohl fühlen sind sie auch weniger krankheitsanfällig.
Warum ist Bio immer teurer?
Durch den Wegfall von chemisch-synthetischen Düngemitteln ist die Ertragsleistung von Bio-Flächen um einiges geringer als bei konventionellen. Wo mit Kunstdünger und Spritzmitteln ohne Probleme ein Weizenertrag von 80dt/ha erreicht werden kann, schafft der Bio-Bauer womöglich nur 40dt/ha oder weniger. Auch in der Tierhaltung ist die Leistung oft geringer. Ein Bio-Tierhalter hat meist wenig Möglichkeiten energie- und kraftfutterintensiv zu füttern. So sind im Schnitt z. B. Milchleistung bei Bio-Rindern oder Tageszunahmen bei Bio-Schweinen und Bio-Geflügel deutlich geringer.
Als Verbraucher brauchen einen diese höheren Preise allerdings nicht abschrecken. Man kauft mit einem Bio-Produkt schließlich auch ein Stück natürliche Landwirtschaft und artgerechte Tierhaltung. Bio und regional wäre natürlich noch besser. Oder man geht gleich zum Bio-Bauern aus der Nähe, dann kann man sich selbst überzeugen, wo das eigene Essen herkommt.
Und was hat nun Bio mit "Nachhaltigkeit" zu tun?
Der Nachhaltigkeits-Begriff lässt sich auf viele Aspekte des Ökolandbaus einsetzen!
Die Kunstdünger-Produktion ist beispielsweise ein höchst energieaufwendiges Verfahren. Bio-Landwirte dürfen keinen Kunstdünger einsetzen und bauen deswegen Kleegras zur natürlichen Stickstoff-Bindung an. Außerdem kommen vermehrt Zwischenfrüchte zum Einsatz, die dafür sorgen, dass Nährstoffe über den Winter nicht ausgewaschen werden. Für Boden- und Gewässerschutz hat der Ökolandbau auch seinen Nutzen, da mit Bewuchs über den Winter weniger Erosionsgefahr besteht und ohne leichtauswaschbare Kunstdünger weniger Nährstoff-Einträge in Gewässer vorkommen.
Auch für die Artenvielfalt leistet die biologische Landwirtschaft einen großen Beitrag. In Bio-Äckern lässt sich häufig ein höherer Beikraut-Besatz feststellen, der Nahrung für Insekten und andere Tiere bietet. Grünland-Bestände sind durch die extensivere Düngung kräuterreicher und Zwischenfrüchte im Herbst bieten oft noch mal Nahrung für Wildtiere und Insekten.
In anderen Bereichen gehen Unternehmen in der Bio-Branche oft noch weitere Schritte. Bei Verpackungen wird intensiv an natürlichen und ressourcenschonenden Materialien geforscht. Viele Bio-Lebensmittelhersteller gehen langfristige Verträge mit ihren Bio-Bauern ein und setzen oft auf regionalen Rohstoffbezug.